Und wieder einmal erwartete uns ein abwechslungsreiches Programm. Aus unserer Schule waren Shahin, Vico, Connor, Emma und Amelia Teilnehmende des Erasmus+ Projektes „Menschenrechte schützen – Verantwortung übernehmen“. Sie erlebten fünf sehr ereignisreiche, aber auch arbeitsintensive Tage. Den folgenden Text verfassten sie:
Nach einer sehr abenteuerlichen Reise mit der Bahn sind wir am Montagabend in Eupen gelandet. Die erste Nacht haben wir im Kloster Heidberg verbracht. Das war richtig toll.
Unser erster Projekttag begann im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Eupen mit dem uns bekannten „Speed-Dating“, bei dem wir ins Gespräch kamen und uns kennenlernten. In Gruppen eingeteilt ging es daran, ein Quiz zum Thema Belgien und Europa zu bestreiten und die Demokratiefabrik kennenzulernen. Im Anschluss stand ein Democracity – Rollenspiel auf dem Programm, bei dem wir in die Arbeit von Parlamentariern und deren Parteien eintauchen sollten. Dazu gehörten: die Gründung einer Partei mit Parteiname und Parteilogo und die Erstellung eines kurzen Parteiprogramms, in dem ein spezielles Ziel formuliert wurde. Das Ergebnis ihrer Arbeit mussten die Gruppen dann im Plenum in ihrem Parlament vorstellen und die Fragen der anderen „Parlamentarier“ beantworten. So entstanden z.B. die PfBFG „Partei für Bildung, Familie und Gesundheit“, die ZOB „Zukunft Ostbelgien“, die Partei TRIANGLE, …. Die angesprochenen Hauptthemen waren Bildung, Gesundheit und Umwelt.
Am Nachmittag fuhren wir dann mit der Bahn nach Brüssel. Nach einem gemeinsamen Abendessen im Hostel konnten wir den Tag entspannt in der Stadt ausklingen lassen und uns schon auf die nächsten Aktivitäten freuen.
Am zweiten Tag besuchten wir am Vormittag das „Parlamentarium“, es ist das größte parlamentarische Besucherzentrum Europas. Multimedia-Guides führten uns ins Zentrum des Europäische Parlaments und wir erfuhren, wie sich die europäische Zusammenarbeit entwickelt hat und wie das Parlament arbeitet, um die Herausforderungen der Gegenwart zu bewältigen.
Am Nachmittag besuchten wir das Haus der Europäischen Geschichte. Über mehrere Etagen konnten wir die großen Ereignisse der europäischen Geschichte Revue passieren lassen. Ausgehend vom 19. Jahrhundert über die zerstörerischen Weltkriege, die Europa erschütterten, bis hin zu den Bestrebungen, ein vereintes Europa zu bilden, um uns eine friedliche Zukunft zu sichern, sollen alle Besucher dazu angeregt werden, über das heutige Europa und seine Rolle in der Welt nachzudenken.
Es war ein sehr interessanter Tag und wir haben sehr viel Neues erfahren.
Der dritte Tag stand unter dem Motto „Migration prägt Identität und Kultur unserer Gesellschaften“, deshalb fuhren wir in das „Migrationsmuseum“. Heute leben 184 Nationalitäten in Brüssel zusammen. Die Belgier bilden die größte Gruppe, gefolgt von den Franzosen, den Rumänen und den Marokkanern. Jeden Tag kommen neue Leute hinzu und andere gehen. Sie alle haben ihre Träume, Hoffnungen und Geschichten. Das prägt natürlich die Geschichte der Stadt. Das Museum erzählt die Geschichten der ersten Generation von Gastarbeitern, der Kriegsflüchtlinge und der Europäer, die sich innerhalb der EU frei bewegen und vieler anderer, die hier ein zeitweiliges oder dauerhaftes Zuhause gefunden haben. Jeden Tag wandern Menschen zu und ab. Auf diese Weise ist das Museum auch ein Symbol für die ständige Dynamik Brüssels, die wir hier tatsächlich spüren konnten.
Am Nachmittag trafen wir im belgischen Senatsgebäude einen EU – Kommissionsmitarbeiter des Ausschusses der Regionen, der uns über den Zustand der Natur in den Ländern der Europäischen Union berichtete. Besonders interessant waren dabei das Artenschutzrecht und der Umgang mit einigen Tierarten wie z.B. dem Wolf, dem Kormoran und dem Biber. Ziel der EU ist es, die biologische Vielfalt bis 2030 auf den Weg der Erholung zu bringen und die Ökosysteme besser zu schützen und wieder herzustellen. Mal ein ganz anderer Blick auf die Problematik von Rechten aber ganz besonders von Pflichten, die wir Menschen gegenüber unserer Umwelt haben.
Am vierten Tag standen ein Stadtspiel und ein Workshop auf dem Plan. In Gruppen ging es daran religiöse Unterschiede als Chance für gegenseitiges Verstehen und respektvolles Zusammenleben aufzuspüren. An verschiedenen Stationen mussten wir Aufgaben lösen und erfuhren so viel Interessantes über einige der in Brüssel vertretenen Religionen.
Am Nachmittag besuchten wir das „House of Compassion“ („Haus des Mitgefühls“). Die Goldene Regel ist die tiefste Quelle jeder Lebensvision: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest“ und stand so im Mittelpunkt unseres Workshops von „Axcent“ in der bekannten Beginenkirche. Mitgefühl und der Kampf für Gerechtigkeit sind die Grundwerte des Evangeliums von House of Compassion.
- Gleichheit: Jeder Mensch zählt und hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben
- Bewahrung der Schöpfung – untrennbar mit der Sorge um die Armen verbunden
- Offenheit und Dialog: Aufgeschlossen sein, damit echte Begegnungen möglich werden
- Solidarität – um uns herum und weltweit
- Frieden – als tiefster Wunsch aller Menschen und für alle.
Es ist ein warmes, offenes Haus, in dem Menschen Mitgefühl finden und verbreiten können. Auch die Schönheit der Kunst und Freude können diese Werte inspirieren. Die Zeit in diesem Haus werden wir so schnell nicht vergessen.
Am letzten Tag beschäftigten wir uns mit der Kolonialgeschichte Belgiens und deren Folgen. Es ist ein historisches Beispiel für Unterdrückung, Ausbeutung und Feindschaft gegenüber Vielfalt. An sieben Stationen setzten wir uns in Gruppen mit den verschiedensten Spuren auseinander, die der belgische Kolonialismus in Brüssel hinterlassen hatte. (Geschichte des Kongo, Wandgemälde und Statuen aus unterschiedlichen Zeiten und von den verschiedensten Künstlern, die teilweise auch entfernt worden sind, das Schicksal von Patrice Lumumba und der Verwaltungssitz der Kolonialherrschaft)
Am Nachmittag trafen wir uns dann im Hostel, um unsere gemeinsame Arbeit noch einmal zu reflektieren, haben wir kleine Filme vorbereitet, die wir zu Hause noch fertiggestellt haben.
Am 25. Mai ging es dann sehr früh wieder mit der Bahn in Richtung Insel. Abschließend kann man sagen, dass das „Erasmus+“- Projekt zum Thema „Menschenrechte“ in Belgien ganz viele bleibende Eindrücke hinterlässt. Es wurden wieder neue Freundschaften geschlossen, zusammen gelernt und diskutiert. Eine beeindruckende Erfahrung für alle Beteiligten!
Aber leider ist das Erasmus+ – Projekt damit zu Ende gegangen. Wir hoffen auf neue Projekte dieser Art.
Ein besonderer Dank gilt allen Organisatoren, vor allem Bärbel und Carlo aus St. Vith und Tabea aus dem HTM Peenemünde sowie unseren Lehrerinnen Frau Juretzko und Frau Jungbluth, die uns auf der Reise begleitet haben.
Text: Die Schülerinnen und Schüler der Regionalen Schule mit Grundschule „Heinrich Heine“ aus Karlshagen
Fotos: Frau Juretzko