








Es wurden wieder neue Freundschaften geknüpft und voneinander gelernt, wie vielfältig Europa sein kann. Und wieder erwartete uns ein abwechslungsreiches Programm. Aus unserer Schule waren Shahin, Vico, Amelia und Emma Teilnehmende des Erasmus+ Projektes „Menschenrechte schützen – Verantwortung übernehmen“. Sie erlebten fünf sehr beeindruckende, ereignisreiche, aber auch arbeitsreiche Tage. Unsere Anreise war diesmal recht kurz, da wir nur einmal über die Insel fahren mussten.
Am 10. März 2025 starteten wir mit einer Kennenlernrunde, bei der sich alle Teilnehmer aus Polen, Belgien, den Niederlanden und Deutschland getroffen haben. Mit einer Art Speed-Dating lernten wir uns besser kennen und kamen ins Gespräch. Am Nachmittag fuhren wir nach Anklam zum Wehrmachtsgefängnis. Nach einer Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt erkundeten wir das Gelände mit einer Actionbound. Bei einer Führung erfuhren wir dann noch Näheres zu diesem Gemäuer.
Hier ein paar Informationen dazu für euch:
Das Wehrmachtsgefängnis Anklam war eines von acht Militärgefängnissen der Wehrmacht in Deutschland in der Zeit von 1939 bis 1945. Es wurde auf dem Hof der Kriegsschule Anklam errichtet. Dazu gehörten Gruppen- und Einzelzellen und der Todestrakt für die zum Tode Verurteilten. Gründe für Verurteilungen waren unter anderem Fahnenflucht, Wehrkraftzersetzung, Unerlaubte Entfernung, Feigheit vor dem Feind oder Befehlsverweigerung aber auch kriminelle Delikte. Bis 1945 durchliefen mehrere tausend Verurteilte das Gefängnis. Zum Teil wurden sie als Arbeitskommandos in Rüstungsbetrieben in Anklam und Umgebung eingesetzt. Zeitweise war das Gefängnis mit bis zu 1500 Häftlingen überbelegt. Dementsprechend verschlechterten sich die Haftbedingungen. Ab 1941 fanden Hinrichtungen auf dem Gefängnisgelände statt. Bisher wurden 139 Hinrichtungen in Anklam nachgewiesen, davon 100 im Zeitraum zwischen Januar und April 1945. Am 28. April 1945 wurde das Gefängnis geräumt. Danach wurde das Gelände anderweitig genutzt und erst in den 60er Jahren begann man sich mit der Geschichte des Gefängnisses zu beschäftigen. So wurde der erhaltene Todeszellentrakt Mitte der 1970er Jahre als Mahnmal gestaltet. 2005 übernahm die Stiftung „Zentrum für Friedensarbeit – Otto Lilienthal – Hansestadt Anklam“ das Gebäude. Nach einer Teilrestaurierung wird das Gebäude als Zentrum nationaler und internationaler Friedensarbeit genutzt. Eine Dauerausstellung informiert über den geschichtlichen Hintergrund.
Besonders beeindruckt haben uns hier die Schicksale der Soldaten, die hier inhaftiert bzw. hingerichtet wurden. Briefe und andere Dokumente gaben uns einen Einblick über ihre Gefühle und Gedanken hinter diesen Mauern.
Am 11. März 2025 fuhren wir nach Police. Dort erlebten wir eine Bunkerführung auf dem Gelände des ehemaligen Hydrierwerkes. Hier gab es eine kleine Ausstellung mit Funden aus der Region aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Wir erfuhren auch etwas darüber wie er gebaut wurde und wieso.
Nach einem kurzen Besuch der Schule unserer Partner in Police und einem gemeinsamen Mittagessen fuhren wir nach Szczecin. Dort befindet sich unter dem Hauptbahnhof der größte zivile Schutzbunker in Polen, der 1941 erbaut wurde. Hier konnten wir in eine fast vergessene Zeit eintauchen. Durch große schwere Stahltore betraten wir den Bunker. Bis zu 5000 Menschen haben dort im Zweiten Weltkrieg auf einer Fläche von etwa 3000 m² Schutz gefunden. Über 5 unterirdische Stockwerke erstreckt sich der Bau.
Die Gänge haben eine Höhe von 3 Metern und die Länge des größten Korridors beträgt 100 Meter. Das Licht war schummrig und wir empfanden es als sehr bedrückend, hier unterwegs zu sein. Besonders beeindruckend fanden wir den Blick auf das „Leben“ im Luftschutzbunker während der Luftangriffe. Da gab es doch extra Räume, in die die Menschen „sortiert“ wurden. Zunächst musste man am Eingang einen Ausweis vorlegen, um den Bunker überhaupt betreten zu können. Es durften nur deutsche Bürger (Stettin gehörte damals zu Deutschland) dort Schutz suchen, obwohl polnische Männer und Frauen diese Bunker gebaut haben. An einigen Stellen entdeckt man noch heute an die Wand geschriebene Hinweise und Regeln. Auch diese Darstellungen sind recht bedrückend. Wir erfuhren auch etwas über die Zwangstransporte der polnischen Bevölkerung in dieser Zeit, die zum Teil in deutsche Arbeitslager aber auch in Lager nach Sibirien gebracht wurden. Da wir uns ja auch mit Zwangsarbeit in unserer Region beschäftigt haben, konnten wir hier den Kreis schließen. Ein weiteres Thema, dass sehr eindrucksvoll dargestellt ist, beschäftigt sich mit der Zerstörung Stettins, dem Ende des deutschen Stettins, der Aussiedlung und Ansiedlung der Bevölkerung, den ersten Tagen des polnischen Stettins und den ersten Nachkriegsjahren.
Nach diesem recht ungewöhnlichen Tag waren wir froh dann ein wenig auf eigene Faust die Stadt gemeinsam zu erkunden und bei McDonalds zu Abend zu essen.
„Am meisten haben mir die Kennenlernrunde, die Bunkerführung in Stettin und die Gedenkfeier auf dem Golm gefallen. Am Freitag war man schon ein bisschen traurig, weil man wusste, dass man sich am Samstagfrüh das letzte Mal sieht. Der Abschied war auch sehr traurig. Aber das war eine der schönsten Wochen, die ich erleben durfte und ich bin froh, dabei gewesen zu sein. Ich habe viele Freundschaften geschlossen und mit den meisten habe ich immer noch Kontakt.“
(Emma Behm)
Am 12. März 2025 blieben wir am Vormittag in Kamminke. Für uns startete der Tag mit Frühstück um 8.15 Uhr. Um 9.10 Uhr trafen wir uns in einem Seminarraum. Dort wartete bereits ein Kamerateam des ZDF, das uns den Tag begleitete. Im nachfolgenden Workshop mussten wir Würfel mit Bildern und Texten zum Thema 2. Weltkrieg den richtigen Daten zuordnen. Gegen 10 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Gedenkstätte auf dem Golm. Nach einer kurzen Einführung erhielten wir Aufgaben zum Thema „Gesichter des Golms“, die wir in Gruppen bearbeiteten. Nach der Mittagspause machten wir uns bereit für die Gedenkveranstaltung auf dem Golm, um der mehr als 4.000 Opfer der Bombardierung Swinemündes am 12. März 1945 zu gedenken. Die Gedenkreden kamen unter anderem von der Kultusministerin Bettina Martin, vom Bischof Tilman Jeremias, dem Landrat Michael Sack und der Stadtpräsidentin von Świnoujście Joanna Agatowska.
„Frieden ist Verpflichtung, er beginnt mit uns allen, in unserer Haltung“ – die Mahnung der Ministerin hätte kaum drängender sein können an diesem Ort. Verantwortung übernehmen für ein Europa, das vereint und nicht spaltet – dazu hatte der Landrat aufgerufen. Die Stadtpräsidentin hatte in ihrem Grußwort gesagt: Europa brauche jetzt – wie nie zuvor – Solidarität. Und wie gut, sagte der Geistliche, dass der Golm ein Ort der Einkehr sei, ein Ort, an dem sich junge Menschen treffen, und fragte: „Wann lernen wir Menschen endlich den Frieden zu leben?“
Auch Schüler unseres Projektes beteiligten sich an der Veranstaltung. Vor allem die belgischen Schüler brachten zum Ausdruck, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht verharmlost werden dürfen. Wir müssen uns wieder mehr erinnern – erinnern an die Verfolgten, an die Juden, die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, Jugendliche aus Polen, die nach Ostbelgien verschleppt wurden, an diejenigen, die Widerstand geleistet haben. Jeder Einzelne könne etwas tun. Am Ende der Veranstaltung verlasen zwei Schüler das Totengedenken auf Deutsch und Polnisch, Kränze und Blumen wurden niedergelegt.
Ungefähr um 16 Uhr waren wir wieder zurück und versammelten uns im Seminarraum. Es wurde Kaffee und Kuchen verteilt und Hannes spielte für uns Klavier. Danach trafen wir uns in der alten Schule und werteten in Gruppen unsere Erlebnisse und Gedanken zu den letzten Tagen aus. Um 18 Uhr gab es Abendessen und danach hatten wir Freizeit.
Für einen Beitrag zum Kriegsende dokumentierte ein Fernsehteam die Gedenkarbeit auf dem Golm. Die Kindersendung „ZDF logo“ wird am 8. Mai 2025 einen Beitrag dazu ausstrahlen.
„Ich muss sagen, dass ich nicht wirklich einen Favoriten hab bei den Dingen die wir gemacht haben, da mir alles sehr gut gefallen hat. Besonders in Erinnerung werden mir aber die Gedenkveranstaltung und das Zeitzeugengespräch bleiben, das werde ich wohl niemals vergessen. Was die Zwei alles erzählt haben war echt krass und berührend. Wenn man sowas hört, merkt man erst wie gut wir es eigentlich haben. Die Reden, die auf dem Golm gehalten wurden, haben mich auch sehr zum Nachdenken gebracht. Vor allem die vom Bischof als er Verse aus der Bibel zitierte. Ich fand sie sehr passend. Das Erasmus Projekt war insgesamt sehr interessant, da ich viel aus Neues lernen konnte. Was ich auch mitnehmen werde aus dieser Fahrt, ist das es nicht viel braucht, um sich mit Leuten zu verstehen und das Kriege nichts Schönes sind. Deshalb sollten wir alles in unsere Macht stehende tun, um Kriege zu vermeiden damit wir so etwas nicht erleben müssen.“
(Amelia Jundt)
Am 13. März 2025 begrüßten wir nach dem Frühstück in der alten Schule zwei Zeitzeugen. Sie haben als Kind bzw. Jugendliche die Bombardierung von Świnoujście miterlebt. Frau Hömke (96 Jahre) war zum Zeitpunkt des Bombenangriffs 16 Jahre und Herr Krüger (88 Jahre) war 8 Jahre alt. Beide berichteten darüber, wie sie den 12. März 1945 erlebt haben. Nach dem Angriff erkannten sie ihre Stadt kaum wieder. Viele Häuser waren zerstört, überall loderten Brände, der Kurpark war von Bombentrichtern übersät. Und gerade hier hin hatten sich viele geflüchtet und haben es nicht überlebt. Herr Krüger musste mit ansehen, wie sein etwas älterer Bruder von einem Bombensplitter getroffen wurde und starb. Wie viele Menschen bei diesem Angriff ums Leben gekommen sind, ist bis heute ungeklärt und wird es wohl bleiben. Viele der Opfer sind auf dem Golm begraben. Damit verwandelte sich der Ausflugsberg der Swinemünder in ein Massengrab.
Dieses Zeitzeugengespräch wird uns noch ganz lange in Erinnerung bleiben.
Unsere nächste Station war Peenemünde. Nach einem kurzen Halt in der Denkmallandschaft an den Überresten des Konzentrationslagers Karlshagen 1 fuhren wir in das HTM Peenemünde. Dort beschäftigten wir uns besonders mit den Schicksalen von KZ-Häftlingen. In kleineren Gruppen erfuhren wir, unter welchen Bedingungen sie hier lebten und arbeiteten.
„Was wir in dieser Woche gemacht haben, fand ich sehr interessant. Am besten fand ich das Zeitzeugengespräch, denn Geschichten zu hören von Leuten, die wirklich dabei waren, hat mich sehr beeindruckt.“
(Shahin Heinze)
Am 14. März 2025 starteten wir unseren Tag um 8.30 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück auf dem Golm. Danach arbeiteten wir wieder in Gruppen in der alten Schule. Hier werteten wir die Ergebnisse und Eindrücke der vergangenen Tage aus. So setzten wir uns ganz bewusst mit dem Thema Krieg und Frieden früher und heute auseinander und stellten dabei fest, dass jeder einen kleinen Beitrag leisten kann, um die Welt ein wenig friedlicher zu machen.
Sehr interessant waren auch die Beiträge der Schüler aus Police, die eine Militärklasse besuchen. Auf die Frage, warum sie das tun, antwortete eine Schülerin: dass sie ihre Grenzen austesten wollte und nicht nur ihre Zeit am Laptop oder Handy verbringen wollte.
Der Vormittag ging mit einem ausgelassenen Tanz zu Ende.
Danach stärkten wir beim Mittagessen, fuhren nach Heringsdorf und begaben uns auf den Baumwipfelpfad. Dort hatten wir eine schöne Wanderung und Aussicht auf den Inselsüden. Mit dem Bus ging es dann weiter nach Świnoujście und erkundeten gemeinsam mit den polnischen Schülern die Stadt, holten uns Pizza bzw. Döner und gegen 19.30 Uhr ging es wieder zurück in die Jugendbegegnungsstätte. Dort spielten wir noch Volleyball und verbrachten ein paar schöne letzte gemeinsame Stunden.
„Am meisten bewegt hat mich die Trauerfeier zu Ehren der Opfer des Bombenangriffs auf Swinemünde. Besonders interessant fand ich die Gespräche mit den Zeitzeugen, die haben mir nämlich einen besseren Eindruck gegeben, was genau bei der Bombardierung passiert ist.“
(Vico Bölter)
Am 15. März 2025 ging es dann nach dem Frühstück um 8 Uhr wieder in Richtung Heimat.
Abschließend kann man sagen, dass das „Erasmus+“- Projekt zum Thema „Menschenrechte“ auf dem Golm nicht nur viele junge Menschen zusammenbrachte, sondern auch viele bewegende Eindrücke hinterlässt. In dieser Woche wurde viel diskutiert, neue Freundschaften geschlossen, es wurde gespielt, sehr lecker gegessen und sogar wieder enthusiastisch getanzt. Eine beeindruckende Erfahrung für alle Beteiligten!
Ein besonderer Dank gilt allen Organisatoren, vor allem Frau Sethmann aus dem HTM Peenemünde, Herr Lokaj, Herr Smiatkowski und Frau Sikora.
Text und Fotos: Frau Juretzko, Frau Jungbluth und die Schülerinnen und Schüler des Austauschprogramms Erasmus+
Wir waren alle sehr aufgeregt! Die Spannung stieg, als wir mit unserem Bus gegen 9 Uhr angekommen sind. Wir wurden freundlich begrüßt und zur Kennenlernrunde eingeladen. Danach gab es ein leckeres Frühstück. Es gab Früchte, Brötchen mit Käse und Schinken, Joghurt, Cornflakes, Kuchen und zum Trinken gab es Tee. Wir starteten unser Programm mit einem Workshop. Dabei gestalteten wir Bilder mit 3-D Stiften. Es gab verschiedene Muster, wie z.B. Blumen, Ostereier und vieles mehr. Das hat allen viel Spaß gemacht. Anschließend führten unsere Gastgeber uns durch die Schule – eine sehr schöne und große Schule!
Später unternahmen wir einen Spaziergang zum Bildungskomplex „Fabryka Wody“, wo wir an einem weiteren gemeinsamen Workshop zum Thema Ostsee teilgenommen haben. Wir untersuchten mit dem Mikroskop Bernstein, verschiedene Muscheln, Schlangenhaut und haben viel über die Entstehung der Ostsee gelernt. Nach der lehrreichen Unterrichtsstunde entspannten wir uns gemeinsam mit unseren polnischen Freunden beim Bowling. Zurück in der Schule erwartete uns ein großartiges Mittagessen, das in der Schulcafeteria immer frisch gekocht wird.
In der Abschlussrunde verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern. Es war ein fantastischer Tag. Wir haben neue Kontakte geknüpft, Erfahrungen gesammelt, neue Kompetenzen entwickelt und Freundschaften geschlossen.
Wir freuen uns auf den Gegenbesuch im Mai!
Text: Elea und Haily, Klasse 5a
Fotos: Frau Niemann und Mrs. Schellner
Zum Hintergrund:
Seit diesem Schuljahr 2024/2025 besteht eine neue Partnerschaft mit der Schule Szkoła Podstawowa nr 10 in Stettin in Polen.
Unsere Partnerschaft wird unterstützt vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk, durch den Schulverein der Heinrich-Heine-Schule Karlshagen und durch das Engagement von Eltern, Lehrern und vielen Helfern.
Am 31. März 2025 war unser Arbeitseinsatz bei der „Alten Wache“ angesagt. Herr Kaufer und Frau Sethmann vom HTM Peenemünde holten uns aus Karlshagen ab. Mit Harke, Schippe, Besen, Rechen, Spaten und Schubkarre gingen Egon, Shahin, Julien, Nicklas, Shila, Laura, Lukas gemeinsam mit den Mitarbeitern des Museums, Frau Jungbluth und Frau Juretzko an die Arbeit. Wir entfernten das Unkraut und säuberten den Bereich der Wache, der noch erhalten ist.
vorher nachher
Nach getaner Arbeit konnten wir uns über unser Ergebnis freuen.
Vielen Dank an das HTM, das uns bei unserer Arbeit so toll unterstützt haben!
Text: Frau Juretzko und Frau Jungbluth
Fotos: Frau Sethmann und Frau Juretzko